Sonntag, 8. November 2009

Review: Eine Weihnachtsgeschichte


Robert Zemeckis ist einer der ganz, ganz großen in Hollywood. Angefangen hat seine Regiekarriere mit der romantischen Abenteuerkomödie Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, in dem schon Größen wie Michael Douglas, Danny DeVito oder Kathleen Turner die Hauptrollen spielten. Doch weltweiten Status erhielt er erst mit seinem nächsten Film, der nach ewigem Studio hin und her mit Michael J. Fox und Christopher Lloyd in den Hauptrollen und Steven Spielberg als Produzenten verwirklichen konnte. Die Rede ist natürlich von Zurück in die Zukunft, der heute nicht nur Kultstaus hat, sondern auch als einer der besten Filme aller Zeiten gilt. In den nächsten Jahren folgten Zurück in die Zukunft 2 und 3 sowie Falsches Spiel mit Roger Rabbit, gefeierter Kult und Meilenstein in sachen visuelle Effekte. 1992 folgte die makabre Komödie Der Tod steht ihr Gut, in dem Bruce Willis einen Schönheitschirurgen sowie Meryl Streep und Goldie Hawn seine unsterblich geworde Frau bzw. Exfrau, die sich bis aufs Blut bekämpfen. Der Film gilt übrigens als Größe in Sachen am computer gemachte Haut. Doch erst 2 Jahre später folgte Zemeckis´größtes Meisterwerk. Der Film war im Jahr 1992 der erfolgreichste Film des Jahres und wurde für insgesamt 13 Oscars nominiert, von denen er sieben, inklusive der Auszeichnung für den besten Film und die beste Regie bekam. Der Name des Films? Forrest Gump. Einer der großen Klassiker der Filmgeschichte. In den darauffolgenden Jahren, drehte Zemeckis dann weniger bekannte, aber trotzdem sehr gute Filme: Den Science-Fiction-Film Contact mit Jodie Foster, den Horrorthriller Schatten der Wahrheit mit Harrison Ford und Michele Pfeifer sowie das Drama Cast Away mit Tom Hanks und Volleyball Wilson als Gestrandete.

Eine bis dato eigentlich sehr beachtliche Filmographie. Das war auch so bis Zemeckis eine Technik entdeckte die sich Motion Capturing nennt und bei der normale Menschen in komischen Anzügen gefilmt und deren Bewegungen, Mimik und Gestik dann später im Computer zum Animationsfilm gemacht werden. Eigentlich eine modernere und ausgeschmücktere Version des Rotoskop-Verfahrens, bei dem echte Menschen aufgenommen werden und als Referenz einer gezeichneten Figur dienen (Wurde zum Beispiel bei Pinocchio verwendet). Zemeckis erster Motion Capture-Film war dann der Weihnachtsfilm Der Polarexpress mit Tom Hanks in mehreren Rollen. Eigentlich eine nette Idee und durch das MoCap-Verfahren auch einfacher zu machen als als Realfilm. Trotzdem hatte der Film und damit die ganze Technik eine riesige Schwachstelle: Man versuchte nämlich die Figuren so real wie möglich aussehen zu lassen was nicht gelang und die Figuren wie Wachsfiguren mit ausdruckslosen Zombieaugen aussehen lies. Sowieso sah der komplette Film nicht aus wie ein Animationsfilm von, zum beispiel, Pixar, sondern eher wie eine Zwischensequenz aus einem Playstation 2-Spiel - wenn überhaupt. Doch Zemeckis wollte nicht von der Technik ablassen und drehte seinen nächsten Film wieder mit Motion Capturing. Diesmal aber etwas für Erwachsene, mit Monstern, Blut und Gewalt mit einigen Stars in den Hauptrollen und Erfolgsautor Neil Gaiman (Der Sternenwanderer, Coraline) sowie Roger Avary (Pulp Fiction) am Drehbuch. Eigentlich ja keine schlechte Sache, aber Zemeckis und seine MoCap-Firma Image Movers Digital schafften es die Animationen und die Optik in Der Polarexpress noch zu unterbieten und machte einen unglaublich inhaltsleeren, schlecht gemachten und extrem trashigen Film, der weder an der Kasse noch von Kritikern besonders gut aufgenommen wurde. Trotz diesem Misserfolg hielt Zemeckis aber noch immer an der Technik fest und machte seinen nächsten Film. Diesmal die nunmehr 50. Verfilmung von Charles Dickens Eine Weihnachtsgeschichte. Wenig gute Vorraussetzungen. Trotzdem sah der Trailer, trotz Playstation 2-Optik jetzt nocht so schlecht aus udn Jim Carrey als Ebenezer Scrooge kam sehr gut rüber. Könnte dieser Film nun doch ein Erfolg werden? Schauen wir mal...

Man kann gleich vorweg sagen, dass Robert Zemeckis´ Eine Weihnachtsgeschichte ein zentrales, großes Problem hat - und das hat überraschenderweiße nichts mit dem Motion Capture zu tun. Das Hauptproblem ist einfach, dass es die 50ste Verfilmun von Eine Weihnachtsgeschichte ist und die Story von mal zu mal immer trockener und ausgelaugter wurde und das tut auch dieser Version nicht gut: Man kennt die Geschichte schon und kann die meisten Dialoge beinahe schon mitsprechen. Jeder kennt die Geschichte von Ebenezer Scrooge, dem Weihnachtshassenden Geizhals, der am Heiligabend Beusch von drei Geistern bekommt und sich sein Leben und seine Einstellung für immer ändert. Und da kommt das Motion Capture ins Spiel. Man kan davon halten was man will, aber durch diese Technik kommt etwas Pepp und etwas innovatives dazu, was die Story nicht bieten kann. Und, man hätte es nach den grauenhaft aussehenden Bildern und Trailern nicht denken können: Die Animationen sind gelungen, und dass sogar extrem gut.

Sahen die Figuren in den vorherigen beiden MoCap-Werken von Zemeckis noch aus wie Zombies und machten dem im Fachjargon Uncanny Valley genannten Effekt, der die geringe Aktzeptanz des Menschen gegenüber künstlicher Figruen bezeichnet alle Ehre sehen die Menschen in Eine Weihnachtsgeschichte in den schlechtesten Momenten in ordnung und in den besten absolut beeindruckend aus. Jede Falte, jede Pore, jede Unebenheit und hin und wieder auch schon ein paar eklich echt aussehnde 3D-Pickel sind zu sehen. Vor allem in den ersten 10-15 Minuten könnten die Animationen, auch in Hinsicht auf Bewegung und Mimik nicht besser sein. Nach diesen ersten 15 Minuten lässt diese Perfektion dann sichtlich nach und vor allem der Geist von Scrooges verstorbenem Partner Marley sieht nicht wirklich besser aus als im Trailer, aber als gelungen kann man das Ganze auf jeden Fall ansehen. Was man aber merkt ist, dass der Hauptaugenmerk auf Scrooges Animation lag, was ja angesichts dessen das er der Hauptcharakter ist nahe liegt. Trotzdem merkt man einfach die Unterschiede: Während Scrogge in den mesiten Momenten perfekt aussieht, rufen Nebencharaktere wie die von Robin Wright Penn dargestellte Belle, der von Bob Hoskins gespielte Mr. Fezziwig und vor allem Colin Firth als Scrooges Neffe Erinnerung an Beowulf hoch. Trotzdem: Über die sonstige Animation der Umgebungen und Sets kann man dagegen so gar nicht meckern. Was einem hier geboten wird ist ein bis ins letzte Detail perfekt umgesetztes London, dass man dann in einigen spektakulären Kamerafahrten durch und über die Stadt gut zu Gesicht bekommt.

Und gerade hier merkt man den wahnsinnigen Vorteil von Motion Capturing - Im Gegensatz zur normalen Animation werden einem in Sachen Kamera viel mehr Möglichkeiten geboten und so eröffnet der Film schon mit einer wunderbaren und rasnaten Kamerafahrt durch die Gassen und über die Dächer eines perfekt gestalteten Londons. Durch Weihnachtskränze und Schronsteinrauch weiter hoch bis zur Spitze einer Kirche, schwenkt über das Kreuz ganz oben, bleibt kurz stehen und fährt dann wieder weiter. Natürlich ist das Technik-Geprotze, aber es sieht einfach wahnsinnig gut aus. Auch bei den drei gesitern wird geprotzt was das zeug hält. Mit dem ersten fliegt Scrooge dann mit Affenzahn durch die Häuser Londons und gegen Ende auch ziemlich weit drüber, mit dem zweiten fliegt er in einem Raum durch Straßen und über Dächer und vom dritten wird er durch die düsteren, dreckigen Gassen gejagt, während er zu allem Überfluss auch noch schrumpft. Mit solchen Szenen im Hinterkopf könnte man vielleicht meinen der Film sei ein Superspaßiges, actionreiches Weihnachtsabenteuer für die ganze Familie, falls sie denn den 3D-Aufpreis bezahlen kann oder will. Doch das stimmt so nicht. Während die meisten anderen Verfilmungen eher fröhliche, hell gehaltene Filme, die erst im Finale etwas düsterer werden ist diese Version eine durchgehend düstere, gruselige und in den besten Momenten sehr beklemmende und dramatische Geschichte, die ohne diesen moralischen Zeigefinger der meisten anderern Verfilmungen und auch ohne viel Action daherkommt. Wie Zemeckis im vorhnerein auch schon öfters betonte, ist dass er mehr den Aspekt der Gesitergeschichte herausholen wollte - und da kann man nicht meckern, dass is ihm mit am besten gelungen. Der Film behällt über die volle Laufzeit eine schaurige Atmosphäre mit Szenen, die direkt aus Geschichten aus der Gruft kommen könnten.

Insgesamt kann sich aber auch die künstlerische Ausarbeitung des Films extrem sehen lassen und bietet optisch wirklich einiges zum staunen. Während man über das Charakterdesign nicht viel sagen kann, da die meisten Figuren eben aussehen wie die Schauspieler nur in CG, außer das Jim Carreys Transformation zu Scrooge wirklich gelungen ist und Gary Oldman als Sekretär Bob Cratchit eher wie ein mensch gewordenes Backenhörnchen aussieht. Das Umgebungsdesign kann man, wie schon gesagt, leicht als perfekt bezeichnen. Das alte London sah selten so gut und detailverliebt aus. Auch Räume und andere Umgebungen, wie zum Beispiel das Dorf, in dem Scrooge früher lebte oder der Friedhof im Finale können sich sehen lassen und haben kaum noch etwas von diesem unechten, geleckten aussehen. Bleibt in dieser Kategorie nur noch eins offen? Wie sehen die Geister aus. An deren Gestaltung kann man schlichtweg nichts aussetzen. Sie sind gleichzeitig sehr Vorlagengetreu und sehen aus wie in den Kupferstichen der ersten Ausgabe, haben aber gleichzeitig etwas neues an sich. Gerade an den Geistern erkennt man zu was diese Technik eigentlich fähig ist.

Die musikalische Untermalung von Zemeckis´ Stammkomponist Alan Silvestri ist dann auch noch in Ordnung, auch wenn er nie besonders positiv, dafür aber auch nicht negativ auffällt.

Fazit: Eine Weihnachtsgeschichte kann man zweifelslos zu den besten Adaptionen der Geschichte zählen, die durch verblüffende Werksgetreue punktet. Das größte Problem ist halt, dass die Story eben alles andere als neu ist und der ganze Film deswegen die ganze Laufzeit über ziemlich trocken ist. Zum Ausgleich gibt es aber eine perfekte Inszenierung, gute bis sehr gute Animationen, eine schaurig-schöne Atmosphäre und eine unglaublich gute Optik.

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