Sonntag, 28. Dezember 2008
Retro-Review: "Armee der Finsternis"
1981 kam ein Film mit dem Namen Tanz der Teufel (im Original The Evil Dead) heraus, Regie führte der damals 22 Jährige Sam Raimi, dessen letzte Filme Spider-Man 1-3 waren. Evil Dead wurde mit einem beinahe lächerlichen Budget von 375.000 Dollar finanziert. Trotz des berüchtigten NC-17 Ratings, was in en USA den finaziellen Tod eines Projekts bedeutet, da der Film nicht mehr öffentlich beworben werden darf, spielte der Film knapp 2,4 Millionen Dollar ein. Der Film machte vor allem durch seine sehr explizite und graphische Gewaltdarstellung Furore, was in Deutschland dazu führte das Evil Dead in seiner ungekürtzten Fassung indiziert ist (Das bedeutet man darf ihn nicht öffentlich bewerben oder verkaufen). Erhältlich ist eine rund 15 Minuten kürzere Fassung, bei der die Story durch die Schnitte gar keinen Sinn mehr ergeben. Doch Evil Dead war auch der Sprung eines Schauspielers in den Erfolg: Bruce Campbell. Campbell gilt heute als Kultschauspieler, der unter anderem bei Filmen wie Bubba Hoh Tep und Spider Man 1-3 mitspielte. 6 Jahre nach dem erfolg von Evil Dead kam, wie sollte es auch anders sein, ein zweiter teil in die Kinos. Tanz der Teufel II - Jetzt wird noch mehr getanzt, so der doofe deutsche Titel, hatte ein zehnmal so großes Budget wie noch Evil Dead. Teil 2 hat im großen und ganzen die beinahe identische Storyline wie Evil Dead und wird daher fälschlicher weise als Remake angesehen. Im Gegensatz zum ersten Teil gibt es in Evil Dead II weniger übertriebene Gewaltszenen und mehr Humor. In Deutschland ist er trotzdem eine Minute gekürzt. Doch die Geschichte um Ashley "Ash" Williams ist noch nicht vorrüber. Ein dritter Film, der 1993 herauskam, knüpft an den zweiten Teil an. Und da verschlägt es unseren Helden Ash ins düstere Mittelalter. Durch einen vom Buch, Necronomicon, ausgelösten Strudel reist Ash (Bruce Campbell) in der Zeit zurück, er landet in der Zeit der Ritter und Könige und von einem wird er auch gleich gefunden, nämlich von König Arthur, der ihn sofort in Eisen legen lässt, da man ihn für einen Mannen Henry des Roten hällt, den man auch gefangen hat. In der Festung will man ihn dann auch schon in eindunkles Loch werfen, wo fiese Monster auf ihn warten. Als er die aber mit der obligatorischen Waffe der Tanz der Teufel Reihe, der Motorsäge, besiegt, und dadurch mächtig Eindruck schindet, wird er aufgenommen, da er der Auserwählte sein soll, der das Volk vor den Untoten schützt. Ash will aber eigentlich nur zurück: Um in seine zeit zurückzugelangen muss er das Necronomicon von einem Friedhof holen. Doch leider geht hier etwas schief: Ash sagt den Spruch "Klatuu Verata Nektu" (Übrigens eine Anspielung auf den Spruch "Klaatu Baradu Niktu" aus dem Sci-Fi Meilenstein Der Tag an dem die Erde stillstand) richtig "wenn auch nicht jede Silbe ganau". Jetzt erhebt sich die "Armee der Finsternis" aus ihren Gräbern. Unter der Leitung von Ashs, vermoderten, bösem Zwilling wollen die die Herrschaft übernehmen. Das muss Ash natürlich erstmal verhindern, bevor er wieder in seine Zeit zurück kann.
Armee der Finsternis geht noch einen Schritt weiter als Evil Dead II. Splatter-Exzesse und Blut gibt es hier nicht mehr. Dafür gibt es mehr Slapstick und Humor. Doch nicht nur das: Armee der Finsternis bietet Klischees, Sprüche und Figuren aus der Hollywood-Grundkiste, das dies in diesem Film aber nicht stört, sondern einfach Spaß macht liegt vor allem auch an Bruce Campbell, der eigentlich ein guter Schauspieler ist, der nicht nur die Rolle perfekt rüberbringt und auch in den humorvollen Szenen völlig überzeugt. Ash ist zwar ein überheblicher Prolet, aber gleichzeitig auch ein tolpatschiger und liebenswerter Trottel. Ohne Campbell wäre der Film und der Charakter wohl nie zum Kult avanciert. Kultig sind aber auch die Ideen und Slapstick-Szenen: Ob der Kampf gegen die Mini-Ashs, bei dem Ash einen schluckt, der wächst dann aus Ash heraus, wird später mit der Kettensäge und dem Gewehr bearbeitet und wird am nochmal später als Evil Ash zum Anführer der Skelletarmee oder die Szene in der Skellethände Ash zusetzen. Man muss das alles gesehen haben, es ist einfach schwer zu beschreiben. Mit einem Horrofilm hat Armee der Finsternis nicht mehr viel zu tun: Helden, Monster und Untote nehmen sich selbst kein bisschen Ernst: Es mag Hardcore-Gore-fans vielleicht stören das im Kampf von ash gegen Evil Ash auch mal Vögel zwitschern, wie es sonst in Cartoons üblich ist. Dem Rest wird das aber nicht stören und dürfte vom ganzen Geschehen nur amüsiert sein. Auch absolut überzeichnende Ideen wie die mechanische Hand von Ash (Im zweiten teil musste er sich diese absäbeln, da ein Dämon von ihr Besitz ergriffen hat) die die mittelalterlichen leute einfach zusammengebastelt haben oder der "Panzer": Ashs umgebautes Auto, mit sich drehenden Rotorblättern auf der Motorhaube passen hier einfach rein und wirken nie lächerlich.
Trotz des ganzen Humors und dem Schwachsinn kann Armee der Finsternis auch im technischen Bereich mithalten. Regisseur Sam Raimi wollte hier Effekte-Guru Ray Harryhausen huldigen, und das merkt man. Fast alle Skellete und Untoten wurden mit Stop-Motion verwirklicht, das kann man zwar nicht mit heutigen Computereffekten vergleichen gibt dem Film aber einen ganz besonderen Charme, auch die Kostüme und das Make-Up haben einen gewissen Trash-Charme. Genial ist auch die Kameraführung, vor allem die ungewöhnliche kamerafahrten mit der sogenannten "Shackycam", die schon in den ersten beiden Teilen zum Einsatz kam. Hier wird die Kamera auf ein Brett geschnallt und getragen, somit entstehtt eine wirre Perspektive, die eine unsichtbare böse Kraft visualisieren soll.
Fazit: Einen logischen Film darf man bei Armee der Finsternis nicht erwarten. Wer aber ein lustiges und kultiges Spektakel sehen will kommt nicht an diesem Film vorbei. Mit einem genialen Spiel von Bruce Campbell, genialen Sprüchen, typischen Klischees und der absolut fehlenden Ernsthaftigkeit ist Armee der Finsternis ein absolutes Must-See, auch wenn man Evil Dead I & II nicht kennt. Für mich ein neuer Film in der Liste Lieblingsfilme.
10/10 Spaßpunkte
Ich persönlich muss mir jetzt auch noch andere Bruce Campbell-Filme anschauen: Bubba-Ho-Tep, The Man with the Screaming Brain und My Name is Bruce, der anfang nächstes jahr im Verleih sein wird. Hier spielt Bruce Campbell sich selbst und muss ein Dorf vor einem Dämon beschützen, da Fans ihn für ash halten.
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