Sonntag, 12. Oktober 2008

Die Review zum besten Film des Jahres: WALL•E


Achtung! Diese Kritk enthällt ganz kleine Spoilerchen. Fast so süß wie WALL•E, aber auch nur fast!

So, endlich hab auch ich es geschafft meine WALL•E-Kritik fertig zu schreiben, ist jetzt zwar schon über eine Woche her, aber was solls, hier ist sie:

Eine kleine Einführung in das Thema WALL•E:
Pixar! Wer da jetzt noch fragt was das denn sein soll, dem *hüstel* rate ich sich das hier zu Gemüte zu führen oder einfach weiterzulesen. Also. Pixar! Pixar ist das wohl kreativste und bahnbrechendste Filmstudio der Welt. Das 1975 von George Lucas gegründete (Der hat auch überall seine Finger mit drin) Studio war erst ein Teil von Lucasfilm und für Spezialeffekte zuständig. Bis sie 1986 von Steve Jobs, Mitgründer von Apple, geakauft und in PIXAR umbenannt wurde. 1986 wurde dann die allererste Produktion Pixars vorgestellt: Luxo Jr. Ein Kurzfilm über eine kleine Lampe, die bis heute im Pixar-Logo auftritt. Die folgenden Jahre produzierte Pixar Werbung. Bis 1995, in Co-Produktion mit Walt Disney Pictures kam der erste vollständig am Computer erstellte Spielfilm in die Kinos: Toy Story. Mit Toy Story begann eine Erfolgswelle, die bis heute noch nicht Abriss. Trotz interner Probleme mit dem Disney unter Michael Eisner produzierte Pixar insgesammt 9 Spielfilme, die von Kritikern und Publikum immer besser aufgenommen wurden. Zumindest seit Die Monster AG ist Pixar einer der "Big-Player" in Hollywood. Die Animationen, die Geschichten und die Filme wurden von mal zu mal besser, und das obwohl sich Pixar, im Gegensatz zu jedem anderen Animationsstudio nicht nur auf sprechende Tiere stützt. Nach dem Kultklassiker Findet Nemo und dem grandiosen und erwachseneren Die Unglaublichen kam dann aber doch der erste Ausrutscher Pixars: Cars. Mit einem geringeren Einspielergebnis und einem Haufen mittelmäßigen Kritiken ist und bleibt Cars Pixars schwarzes Schaf. Doch ein Jahr später folgte Ratatouille, das für 5 Oscars nominierte Animatiosnmeisterwerk war bis vor kurzem das Nonplusultra dieser Filmsparte. Doch ein Film sollte sie alle in den Schatten stellen: Jeden Animationsfilm, sogar jeden von Pixar: Ein Film mit einem Roboter. Im wunderbaren Teasertrailer zu diesem Film sprachRegisseur Andrew Stanton, der für sein Unterwasserabenteuer Findet Nemo den Oscar bekam, über ein Pixar-Meeting i einem kleinen Café, 1994. Toy Story war gerade in der Ferigstellung als über Pixars nächste Projekte gesprochen wurde: Das große Krabbeln, Die Monster AG, Findet Nemo und eben diesen Film mit dem Roboter: WALL•E. Der simple, aber schöne Teaser machte Lust auf mehr, nur was war dieses "mehr" war, das wusste man eigentlich noch nicht. Es ging weiter mit WALL•E und zwar in Form viralen Marketings, das zu der Zeit noch nicht so gängig war (Siehe Cloverfield oder The Dark Knight) und auch wenig Bekannheitsgrad hat. Es fing mit einem versteckten Clip im Ratatouille Konsolen-Game. Eine Werbung für das neuste Produkt von Buy n Large, ein Müllroboter namens WALL•E. Der Clip wurde später durch die Website des Konzerns abgerundet


Die täuschend echt wirkende Seite war (und ist) eine riesige bis ins letzte Detail durchdachte und komplexe Website. Mit den typischen lachenden Familien-Gesichtern, der vielen Werbung und dem übertriebenem Kleingedruckten ahmten nicht nur sämtliche Firmen-websites bis ins kleinste Detail nach, sondern parodierten damit die überzuckerte und überzogene (aber auch bewusst falsche) Selbsteinschätzung. Neben dem irre-witzigen News-Bereich, stellt uns diese Seite den Großkonzern vor, der im Film noch eine wichtige Rolle spielen wird, außerdem erfahren wir die Hintergrundgeschichte von WALL•E. Auch wenn die einzelnen News uns skurillen Anekdoten absolut unwichtig für das Verständnis des Films sind. Sehr schön sind auch die im Fifties-Style entworfenen Plakate, die dutch ihren Look ungemein an die wunderschönen Poster im disneyland erinnern.


Bis hierhin war ich noch nicht so von WALL•E begeistert, wie im vorigen Jahr von Ratatouille bis ich durch die wundervollen Teaser und Trailer dann doch noch zum WALL•E-Geek wurde und den Filmstart nicht mehr abwarten konnte. Die ersten Teaser zeigten eigentlich auch nicht viel neues aus dem Film, doch waren sie doch etwas besonderes: WALL•E interagiert mit dem Pixar-logo: Wirft erst das I um, stellt es wieder hin, hilft der Lampe Luxo Jr. (Ihr erinnert euch noch) mit dessen ausgebrannter Glühbirne, rollt davon und wirft das R um, welches er dann letztendlich durch sich selbst austauscht. Im Dezember 2007 kam der nächste Trailer, der schon etwas mehr Filmmaterial beinhaltete. Es folgten TV-Spots, die WALL•E beim Entdecken eines Fußballes, eines Hula-Hoop Reifens oder eines Magneten zeigten. Der Superbowl-Spot, machte gleichzeitig auch noch auf einen anderen Pixar-Film aufmerksam: Toy Story 3; Woody und Buzz sitzen auf einem Sofa und schauen sich den Spot mit WALL•E ab, indem sich dieser mit einem Staubsauger vertraut macht.

Nach dem mit viel Sci-Fi-Bombast aufbereitetem finalen Trailer kam der Film dann auch in die Kinos, zumindest in (beinahe) alle Länder, die nicht auf den Namen Deutschland hören. Und es begann mit euphorischen Kritiken. In der IMDB-Liste der 250 besten Filme machte sich WALL•E gleich auf einer der Top-Positionen breit und wurde damit sogar besser bewertet als die üblichen Kandidaten wie Schindlers Liste. Jede, der durch und durch positiven Kritiken hielt Lobeshymnen auf den Film, wie es kaum zu glauben ist und nicht zuletzt wurde der Film von mehreren Kritikern als Anwärter auf den "Bester Film" - Oscar vorschlugen. Nach mehreren solchen Aussagen wollten sich Disney und Pixar, die übrigens enttäuscht von dem Disney´schen Ratatouille- Marketing waren und deshalb die Werbung selber in die Hand nahmen und, unter anderem, solch geniale Einfälle wie die eingangs erwähnten viralen Websites rund um die Buy n Large-Welt ins Leben riefen, wollten sich dann auch hinter das "WALL•E muss nominiert werden"-Marketing klemmen, bisher hat man davon aber noch nichts gehört oder gesehen. "Doch halt! So viel nur für einen Kinderfilm?" Sowas werden sich viele gedacht haben, doch WALL•E ist alles andere als ein "nur ein Kinderfilm". WALL•E ist nicht nur der beste Film des Jahres (Ja, sogar noch besser als The Dark Knight), sondern auch einer der besten filme überhaupt, und das ganz ohne Übertreibung.


Der kritische Teil, oder auch Die eigentliche Kritik:

WALL•E ist ein wegweißender Film, auf tricktechnischer, wie auch auf filmischer Ebene, WALL•E bietet ein düsteres Endzeitszenario und eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, welche den Film von den meisten anderen, kitschigen, kindlichen und bunten Animationsfilmen wie zum Besipiel Jagdfieber oder Madagascar abhebt.

WALL•E spielt ca. 800 Jahre in der Zukunft, nachdem die Menschen die Erde so zugemüllt haben das sie dort selber nicht mehr wohnen wollten siedelten sie auf dem gigantischen, von Buy n Large gebautem, Raumschiff AXIOM in die weiten des Weltalls über. Die Erde haben sie den WALL•E-Robotern überlassen (WALL•E steht übrigens für Waste Allociation Load Lifter • Earth Class, zu Deutsch Müllfahrzeug für die Erde). Nach den hunderten von Jahren des aufräumens ist unser WALL•E der letzte seiner Art und durchlief in den letzten Jahrhunderten eine Evolution die ihm eines gab: Persönlichkeit. Eines Tages kommt der hochtenitiesierte Erkundungsroboter EVE auf die Erde, in die sich der einsame WALL•E sofort verliebt. Doch als EVE zurück auf die AXIOM muss und WALL•E ihr auf das Raumschiff folgt treten die Komplikationen erst auf.

Man mag es kaum glauben das Pixar mit dieser ausgesprochen seltsamen und nicht Mainstream-Artigen Story, außerdem ohne Dialoge zwischen den Hauptfiguren einen Film machte, und der dann auch noch an die Erfolge der vorigen Pixar-Meisterwerke anknüpfte. Doch nicht nur in den finanziellen Belangen übertrifft WALL•E seine Pixar-Vorgänger, obwohl dieser gar nicht recht in deren Schema passen will. Waren Findet Nemo, Cars oder Ratatouille fröhliche und buntere Filme ist WALL•E recht düster und melancholisch, dessen Kernaussage ökologisch gesehen durchaus wichtig ist. Die Kunst des Animationfilms ist es das Genre zu erweitern und nicht Film für Film mit sprechenden Tieren und kindischen Witzen aufzuwarten. Und genau das hebt Pixar, und auch jetzt genau WALL•E vom sonstigen Einheitsbrei ab. WALL•E bietet nicht nur Atemberaubende Animationen, sondern auch eine tolle Story, die durch ihren Anspruch gar nicht mehr für ganz kleine Kinder geeignet ist. Eigentlich kann man die wichtigsten Aspekte des Animationsfilms so zusammenfassen:

Story und Charaktere
:
Die Story klingt nicht wirklich nach Blockbusterkino oder eben dem typischen "Gute-Laune"-Kinderfilm. WALL•E ist origineller und wegweißender als jeder andere Animationsfilm und zeigt, dass auch diese Art von Film eine tiefgründige Botschaft haben kann, und die sit nicht nur wie befürchtet: "Verschmutzt die Erde nicht, sonst muss WALL•E kommen und ganz alleine die Erde aufräumen", sondern weitaus feinfühliger. Doch jeden Film machen die Charaktere aus, und eins sollte man hier nicht verwechseln: "WALL•E ist süß!" WALL•E, die Figur ist wirklich unglaublich knuffig, süß und einfach zum umarmen, der Film dagegen gar nicht, hier hätte man so leicht einen überzuckerten und kitschigen Film machen können, hat man aber nicht. Das Team hinter Andrew Stanton hat alles richtig gemacht. Auch wirkt WALL•E definitiv menschlich, auch wenn man, gottseidank, nicht versucht hat vermenschlichte Roboter zu machen, wie in Robots. Auch wenn WALL•E nur ein "Schrotthaufen" ist kann man eigentlich nur mit ihm mitfiebern- und fühlen. Allein die Szene in der WALL•E dieses Gabel/Löffel-Teil findet und nicht weiß wo er es hinlegen soll, zu den Gabeln oder den Löffeln, hat bei mir großen Eindruck hinterlassen, da die Szene so menschlich war. Die zweite Hauptperson ist EVE, die mir leider zu arg nach Apple aussieht ^^, die ist zwar nicht so knuffig wie WALL•E, bereichtert den Film aber, da die Interaktion der beiden für einige Lacher und bei manchen sogar Tränen sorgt.


Animation:
Animation ist sehr wichtig. Klar, ist ja auch ein Animationsfilm. Hier kann man die Animation mit zwei Wörtern beschreiben: Absolut beeindruckend. Der Film übertrifft sogar noch Ratatouille, in Bewegungen, den Sets und der Liebe zum Detail, der davor das Optimum in dieser Sparte war. Vor allem die ersten 30 Minuten, die WALL•E ganz alleine bei seiner Arbeit auf der Erde zeigen sind so unglaublich realistisch und detailreich wie kein anderer Film zuvor. Auch die späteren Weltraum-und Raumschiff-Szenen sind kaum noch zu übertreffen, auch wenn die Menschen sehr comicartig sind. Noch zu erwähnen sind die eigens für den Film entwickelten Licht-und Kameraeffekte, die aus WALL•E etwas ganz besonderes machen und durchaus an reale Filme erinnert. Besser geht es gerade nicht mehr.

Grundton:
Die schwierigste Aufgabe an einem Film, ob real oder animiert, ist es den Grundton zu treffen, der der Story und den Figuren gerecht werden muss. Der Grundton von WALL•E ist, wie schon gesagt, düster. Die Menschheit hat die Erde verlassen und Unmengen von Müll hinterlassen, den der kleine WALL•E jetzt aufräumen muss, alles ist steinig, sandig, vermüllt und dunkel, kein typisches Wohlfühlszenario. Die Kamerafahrten durch die ausgestorbenen Straßen, die verlassenen und kurz vor dem zusammenfall stehenden Wolkenkratzer und Berge an Müll, die den Film sind in Verbindung mit der Musik absolutes Gänsehautkino.

Das wären dann wohl die drei wichtigsten Punkte gewesen, und wie man sieht bin ich absolut begeistert. Ist nur Fraglich ob die Pixar-Visionäre es schaffen nach diesem Modernen Klassiker nochmal eine Schippe draufzulegen und WALL•E übertreffen. In angesichts dessen sollten die Oscar-Verantwortlichen so viel Mut beweisen wie die Leute bei Pixar und den beeindruckenden, zukunftsweisenden und einfach nur grandiosen Film in der Kategorie "Bester Film" nominieren, ganz ohne Frage: Mehr verdient hat das bisher keiner.

Fazit: DAS Highlight des Kinojahres. Ein Meilenstein der Filmgeschichte, bei dem sich der Aufwand und die Zeit allemal gelohnt haben. WALL•E zeigt, dass Animation nicht gleich "für Kinder" bedeutet!

10/10 verdienten Punkten

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine tolle Kritik. Ich selber hab den Film noch nicht gesehen, werde es jetzt aber ganz sicher nachholen.

The Great Gonzo hat gesagt…

Danke erstmal. Und für WALL-E muss man einfach Zeit haben ^^