Montag, 2. Februar 2009

Die seltsame Review des Benjamin Button


Er wird als Baby geboren und stirbt als Baby: Benjamin Button ist wirklich, wie es der Filmtitel schon sagt: Ein seltsamer Fall.

Der seltsame Fall des Benjamin Button basiert auf der 1920 veröffentlichten Novelle The Corious Case of benjamin Button, des Autors F. Scott Fitzegerald, den viele vor allem durch den Roman Der große Gatsby kennen, oder durch dessen Verfilmung von 1947 mit Robert Redford. Wer ihn nicht kenn, kennt ihn jetzt, denn die Verfilmung von Benjamin Button eregte in letzter Zeit große Aufmerksamkeit, durch seine großaretigen Kritiken und durch die 13 Nominierungen für den Oscar. Doch es dauerte einige zeit bis Benjamin Button überhaupt in die Kinos kam: 1994 wurden die Rechte an der Geschichte filmtechnisch gesichert und 4 jahre später wurde das erste Drehbuch für den Film geschrieben der damals noch von Ron Howard (Apollo 13, The Da Vinci Code - Sakrileg) verfilmt werden sollte. Als Hauptrolle war damals noch John Travolta vorgesehen, eine grausige Entscheidung, wenn ihr mich fragt. Doch es tat sich sowieso wenig: Erst 2 Jahre später kam das Projekt wieder ins Rollen: Ohne Howard, ohne Travolta und mit einem anderen Drehbuchautor. Der Film sollte nun von Spike Jonze (Being John Malkovich, Adaption, Wo die wilden Kerle wohnen (Hat nix mit dem deutschen Kinderfußballfilmzeugs zu tun)) gedreht werden, Autor Charlie Kaufman (Adaption) schrieb das Drehbuch. Doch auch mit dieser Konstellation ging es wenig glücklich voran und 2004 sollte der eher unbekannte Gary Ross Regie führen, basierend auf einem Drehbuch des oscarprämierten Eric Roth, der für Drehbücher zu Filmen wie Forrest Gump oder München verantwortlich war. Im Gegensatz zum Regisseur wechselte das Drehbuch aber nicht. Gary Ross war weg vom Fenster und endlich hatte das Projekt einen Regisseur gefunden, der blieb: David Fincher, bekannt als neuer master of Suspense: Seine Filme Fight Club und Sieben, gelten als zwei der besten Filme aller Zeiten. Kurz darauf stießen Brad Pitt und Cate Blanchett zum Projekt. Im Oktober 2006 begannen in New Orleans die Dreharbeiten.


In den USA startete der Film schon im letzten jahr, und brachte es bei 2 US-Kritikern auf den ersten Platz deren Bestenliste 2008, bei weiteren zwei auf den dritten, und bei 7 unter die Top 10. Mitte januar, als die offiziellen Oscar-Nominierungen bekannt gegeben wurden, wurde klar, das Der seltsame Fall des Benjamin Button der absolute Top-Player bei den Academy Awards ist: Der Film sackte insgesamt 13 Nominierungen ein, darunter Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Hauptdarsteller. Mehr Nominerungen heimsten bisher nur Titanic (1997) und Alles über Eva (1950) ein. Nur ist der Oscar-Buzz berechtigt, oder steckt, wie manchmal nur heise Luft dahinter: Die Antwort ist Ja und Nein. Der seltsame Fall des Benjamin Button ist zwar eine gut gemachte, berührende und grandios gefilmte Geschichte, aber perfekt ist der Film nicht.

Für alle, die übrigens noch gar nicht wissen worum es bei Benjamin Button eigentlich geht: Benjamin Button wird zwar geboren wie ein normales Kind, ist das aber gar nicht. Er hat zwar die größe eines Kindes, doch ist seine Verfassung die eines 80 Jährigen: Schlaffe Haut, gealterte Knochen, grauer Star. Sein Vater, legt das baby entsetzt vor den Türen eines Altenheims ab, wo er aufgenommen wird. Die Ärtze sagen das er bald sterben wird, doch das tut er nicht: Und benjaimn wird immer älter und gleichzeitig jünger. Eines tages trifft er das Mädchen Daisy, die wichtigste Person seines Lebens, und seine große Liebe.


Wie schon gesagt, ist Der seltsame Fall des Benjamin Button keinesfalls perfekt: Was vor allem an der Hauptfigur liegt. Brad Pitt liefert zwar eine beachtliche Performance ab, und hat die Oscar-Nominierung redlich verdient, aber Benjamin Button ist als Person einfach nicht gut gelungen: Auch wenn er die titelgebende Figur ist, ist er nicht Hauptfigur genug. Im Prinzip sieht man den Film aus seiner Sicht, was ihn distanziert erscheinen lässt. Er gleicht mehr einem Erzähler als dem hauptcharakter. Eine Figur die die ganzen anderen Figuren zusammenhölt und ihnen Verbindung gibt. Das mag gut sein ist für die ausschlaggebende Figur im Film aber zu wenig. Störend sind auch die Szenen, die in der heutigen zeit spielen als die im sterben liegende Daisy von ihrer Tochter Benjamins Tagebuch vorgelsen bekommt. Leider reisen diese kalten Szenen aus dem poetischen, verspielten und wunderschön in Szene gesetzten Erzählfluss heraus, und wirken nur wie eine unnötige Unterbrechung. Der Film Big Fish von Tim Burton hatte ebnsolche Szenen, blieb aber immer seinem skurrillen und märchenhaften Setting treu und fühte sich deshalb perfekt ein. Hier wirkt das viel zu fremd.

Doch genug genörgelt: Das was Benjamin Button ausmacht ist die wunderbare Geschichte, die zuweilen etwas an Forrest Gump erinnern mag, mir aber nicht störend aufgefallen ist. Im fast dreistündigen Film nimmt man sich zeit für die Figuren und die Ereignisse, so das diese viel besser wirken bringen. Button begegnet in seinem Leben vielen Menschen: Sei es seine Traumfrau Daisy (Cate Blanchett), seiner Ziehmutter Queenie (Oscarnominiert: Taraji P. Henson) oder einer Frau in Moskau mit der er eine Affäre beginnt (Tilda Swinton). Die Charaktere wurden gut geschrieben, und sind interessant und, worauf ich hinaus will, sie sind alle in angemessener Zeit im Film vertreten: Man denkt sich nicht: "Da hätte ich jetzt gern mehr gesehen". Untermalt wird der Film vom wunderschönen Score von Alexandre Desplat, der niemals aufdringlich wirkt und sich immer anpasst. Nicht umsonst Oscarnominiert.

Technisch kann der Film auch überzeugen. Den Effekte-Oscar hat man hier eh schon praktisch in der Tasche. Aber nicht nur den, Make-Up und Kostüme sind grandios. Ob als alter Teenager oder Kind: man erkennt Pitt ohne das es künstlich wirkt. Man hat hier wirklich verdammt gute Arbeit geleistet. Annerkennen muss man auch die Ausstattung, die dem Film seinen poetischen Stil gibt, zusammen mit den genial eingefangenen Bilder kommt man sich vor als ob man auf ein lebendig geowordenes Gemälde schaue.

Fazit: Der seltsame Fall des Benjamin Button ist ein außergewöhnlicher und poetischer Film, dessen Oscarnominierungen schon berechtigt sind. Auch wenn der Film ein paar Mängel hat wird einem eine tolle Story in beeindruckenden Bildern gezeigt, die Inszenierung, die David Fincher den Oscar bringen dürfte, lässt die knapp 3 Stunden wie im Flug verstreichen. Wer sich aber nicht auf einen ruhigen Film, mit Anspruch und Überlänge einlassen kann soll lieber Transporter 3 gucken. Wer aber auch eine andere Art von Film würdigen kann darf sich Der seltsame Fall des Benjamin Button aber nicht entgehen lassen.

8,5/10

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