Sonntag, 8. März 2009

Review: Watchmen

Achtung! Folgender Beitrag entählt wenige, aber schwere Spoiler zu Watchmen.
Wer sich den Film dadurch nicht vermisen möchte: Nicht weiterlesen!

Watchmen ist die, wie man sie im Trailer nannte, meist zelebrierte Grapic Novel (Begriff für einen anspruchsvollen Comic) aller Zeiten. Geschrieben von Kultautor, bekkendem Anarchist und Magier Allan Moore (V wie Vendetta, Die Liga der außergewöhnlichen Gentleman) und gezeichnet von Dave Gibbons gehört Watchmen längst zum Teil unserer Pop-Kultur, ist auf der Liste der 100 besten Bücher und wird von Comic-Geeks als Bibel der Comics verehrt. Watchmen nähert sich der Superhelden-Thematik auf ernster weiße und stellt die Frage: Was wäre wenn es Superhelden wirklich geben würde? Und was würde passieren, wenn sie verboten werden? Watchmen war Inspirationsquelle für viele Filmemacher, zum Beispiel Brad Bird, dessen Pixar-Animationsfilm Die Unglaublichen durch die Graphic Novel inpiriert wurde. Den Kult um Watchmen merkt man schon bei den Filmrechten, die 1986 verkauft wurden: DEm selben Jahr in dem das Buch erschien. Mehrere Regisseure waren geplant: Fantasygenie und Monthy Python-Blödler Terry Gilliam, Paul Greengras (Das Bourne Ultimatum) oder Arthouse-Regisseur Darren Aronofsky (Requiem for a Dream, The Wrestler). Selbst Michael Bay (Ja, der Armageddon, Pearl Harbor, Bad Boys und Transformers-Michael Bay) war im Jahre 2003 für den Regieposten im Gespräch. Letztendlich bekam der noch ziemlich unbekannte Zack Snyder den Regieposten des Films.

Snyder ist trotz erst drei Filmen, bekannt für seine Filme für Geeks: Das Remake des Horrorklassikers Dawn of the Dead, sowie die akribisch genaue Umsetzung des Frank Miller-Comics 300 konnte der 43 Jährige vorweißen. Dawn of the Dead kam zwar recht gut an, wurde aber aufgrund seiner Geschmacklosigkeit kritisiert. Bei 300 waren zwar alle von der genialen Optik begeistert, die Story, die zuweilen unfreiwillige Komik ("This is Sparta!") und die ideologischen Widersprüche fanden weniger Einklang. Bei 300 war es aber Snyders Intention der Stilistik des Comics gerecht zu werden, und da kann man nichts sagen: Er hat es geschafft. Bei 300 lag die Faszination darin, dass jedes Comic-Panel beinahe 1:1 auf die leinwand übertragen wurde, womit (Wie schon vorher bei Sin City von Robert Rodriguez) ein völlig neues Filmgefühl entsteht. Das gefiel zwar einigen nicht, da man, dann ja gleich den Comic lesen könnte, das Studio Warner Bros. schien aber begeistert und überlies Snyder Watchmen. Eine Entscheidung, die wohl nicht alle begeisterte, vor allem nicht Alan Moore, der mit Hollywood auf dem Kriegsfuß steht und, wie auch bei anderen Verfilmungen seiner Comics, den Namen aus den Credits tilgen lies. Die Erwartungen an Watchmen schossen in astronomische Höhen, doch konnte der Film da mithalten? Ja. Denn schon der erste Trailer gefiel nicht nur den Fans der Graphic Novel, sondern auch den "normalen" Zuschauern.

Schon die ersten Kritiken waren phänomenal: Die Höchstpunktzahlen wurden umher geschmissen und schon nach zwei Tagen im Kino hat der Film auf der IMDb-Liste der 250 besten Filme Platz 166 eingenommen. Mit The Dark Knight schaffte Christoper Nolan letztes Jahr nicht nur den erfolgreichsten Blockbuster des Jahres, sondern auch eine düstere, realistische und tiefrgündige Superhelden-Dystopie. Watchmen hatte das Zeug das in einem noch größeren Stil zu machen: Doch schafft es Zack Snyder den komplexen, dialogstarken und düsteren Comic in einen Film zu verwandeln, der dem Comic gerecht wird? Machen wir es kurz: Ja!

Watchmen spielt in einem parallelen 1985: Die USA haben in Vietnam gesiegt, Richard Nixon ist zum fünften mal Präsident. Das atomare Wttrüsten gegen die UDSSR steht kurz vor der Eskalation und der Atomkrieg droht. Die Weltuntergansuhr steht 5 vor 12. 12 bedeutet das Ende. Durch ein Gesetz sind alle Superhelden gezwungen unterzutauchen: Die Watchmen sind im Ruhestand. Bis ein maskierter Mörder im Apartement des ehemaligen Watchman The Comedian (Jeffrey Dean Morgan) auftaucht und ihn aus dem Fenster des Wolkenkratzers wirft. Das ruft den soziopathischen Brutalo-Detektiven Rohrschach (Jackie Earle Haley), selber Watchman auf den Plan. Mit dem Verdacht das es ein Killer auf maskierte Superhelden abgesehen hat, möchte Rohrschach die Watchmen wieder vereinigen. Zusammen mit Ex-Kollege Dan Dreiberg alias Night Owl II (Patrick Wilson), Laurie Juspeczyck alias Sil Spectre II (Malin Ackerman), dem gottgleichen Dr. Manhatten (Billy Crudup) und Adrian Veidt (Matthew Goode), dem klügsten Menschen der Welt kommt er einer riesigen Verschwörung auf die Spur.

Schon die Anfangssequenz mit der Ermordung des Comedians zeigt, dass Snyder lieber in schönen Bildern schwelgt, als Szenen schnell zu zeigen. So wirkt der am Anfang beinahe schon übertrieben oft eingesetzte Slow-Motion Effekt nie nervig oder fehl am Platz, sondern lässt die spektakulär gefilmten Bilder wirken und stellt in manchen Aufnahmen sogar ganze Comic-Panels nach. nach dieser Szene beginnt der eigentliche Film mit einem wunderschön gemachten Opening Credit, unterlegt von Bob Dylans The times, they´re changing. Gleich zu Anfang sei nun gesagt, dass man mit den Trailern und den Postern den völlig falschen Eindruck schuf. Wer einen Comic-Action-Blockbuster erwartet ist hier vollkommen falsch, denn Watchmen ist, wie der Comic, sehr actionarm. Was nicht heißen soll, dass keine Action vorhanden ist. Was im Comic teils nur angedeutet wird, oder sehr kurz ist, reizt Snyder natürlich aus, was zu perfekt gemachter Action in einem tollen Style führt, der trotzdem zum komplexen Gesammtwerk beiträgt, anstatt alles aus den Fugen zu bringen. Trotzdem nicht das was sich ein Zuschauer denkt, der auf "Geile Action wie in 300 oder Batman oder so" hofft.

Mit anderen Comicverfilmungen kann man Watchmen eh nicht vergleichen: Dagegen spricht die sehr unkonventionelle Erzählweiße: Anfangs wird man nämlich kaum einen Zusammenhang verstehen, was aber durchaus gewollt ist, denn die Geschichte der Personen, die Bezüge zu den anderen Charakteren wird in immer wieder kommenden Flashbacks erzählt: Sei es der Vietnamkrieg oder der Kampf gegen Protestierende. Es ist unglaublich, aber watchmen lässt sich mit keiner einzigen vorhergegangenen Comicverfilmung vergleichen: Es gibt keine überdrehte und bunte Action wie in Spider-Man, keine typischen Superschurken wie in Batman oder X-Men, keine schwarzhumorige Coolness wie in Sin City. Am ehesten ist Watchmen wirklich noch mit Die Unglaublichen zu vergleichen nur in einem viel größeren Maßstab. Auch in Die Unglaublichen wird ein gesetz gegen die Superhelden erlassen, trotzdem ermitteln manche verdeckt, andere sind längst tot, eingesperrt oder ermordet. Andere geben sich mit ihrem normalen Leben ab. Als aber ein größenwanhsinniger Schurke der Famile an den Kragen will sehen sie sich gezwungen sich neu zu formieren und gegen ihn anzukämpfen. Ist das bei Die Unglaublichen noch in ziemlich kleinem Maßstab gehalten trifft es in Watchmen eben auf die komplette Menscheit zu.

Vergleichen kann man beides auch darunter, dass sich Watchmen nicht die "Erschaffung" eines neuen Superhelden oder mehrere als Ausgangspunkt nimmt. Watchmen geht tief in die Materie und fragt was passieren würde wenn es Superhelden gibt: Welche Auswirkungen hat es auf die Regierung, auf die Menschei, die Gesellschafft auf das Verbrechen. Was passiert wenn sich Superhelden über das Gesetz stellen. Gezeigt wird das annhand der vielschichtigen Charaktere: Der Comedian, der seine Stellung als Superheld dadurch auslebt ungehuer brutal zu den Menschen zu sein, Rohrschach, der die Selbstjustiz und Bestrafung von Verbrechern nur noch zum Selbstzweck tut, Night Owl II und Silc Spectre II als Sexualisierung der Superhelden, Dr. Manhatten, als Symbol eines stärkeren Supermans, der zwar die Macht hat alles wieder hinzubiegen, es aber nicht tut, da ihm die Menschheit egal geworden ist. Getragen werden die Figuren von den ziemlich unbekannten Svhauspielern, die ihre Sache wirklich außergewöhnlich gut machen und ich daran keine Kritikpunkte äußern kann. Die Charakterristik wird, wie schon gesagt, durch zahlreiche Rückblenden erzählt, was die erste Hälfte des Films unheimlich schnell vergehen lässt ohne das großartig viel geschehen ist. Die erste Hälfte kann man onehin als akribisch genaue Umsetzung der Graphic Novel betrachten, die zweite Hälfte ist dagegen eine freiere Interpretation. In der zweiten Hälfte bewegt sich die Story um einiges weiter und wird schneller beleuchtet als im Comic, was mir aber reichlich wenig ausgemacht hat. Die zweite Hälfte zeigt außerdem, dass sich Snyder und die Drehbuchautoren nicht einfach nur den Comic verfilmt ahben, ohne nur eine eigene Idee mit eingebracht zu haben. Auch so funktioniert der Film. Und auch wenn Fans des Comics enttäuscht werden wenn sie merken, dass man das riesige Tentakelmonster aus dem Comic nicht genutzt hat wird im Nachinein merken, dass es irgendwie nicht zum restlichen Grundton gepasst hätte, auch wenn so ein noch größerer Schauwert im letzten Viertel entstanden wäre.

Präsentiert wird das alles mit schonungsloser Gewalt, die mir persönlich zwar nichts ausmachte, aber mich an einigen Stellen doch störte, was doch daran zusammenliegt, dass ich etwas durch den Comic verwöhnt bin. So ist es nämlich im Film und im Comic so das Rohrschach (in einem Rückblick) auf einen angeblichen Kindermörder trifft. Im Comic weiß man nie ob der Mann es war oder nicht, hier gibt er es zu und wird von Rohrschach, nett wie er ist, getötet, in dem er ihm ein beil in den Kopf rammt. Während Rohrschach in Moores Vorstellung ein blindwütiger Psychopath, bei Snyder wird er somit zum sympathischen "Racheengel" degradiert, was zwar nicht weiter schlimm ist, aber irgendwie nicht mit der eigentlichen Figur übereinstimmt. Andere Gewaltdarstellungen hätten ehrlich gesagt auch nicht immer sein müssen, ode rzumindest die im Gefängnis, in dem einem Mann beide Arme mit einer Kreissäge abgesägt werden. Wie schon gesagt, mir macht es ichts aus, aber manchmal reichen Andeutungen. Apropo Andeutungen: da ar eine Szene mehr als genial: Stichwort Schwingtür. Das war so eine perfekt inszenierte Szene, die ich Snyder so nicht zugetraut hätte. Angesichts oben genannter Szenen ist es aber untertrieben das der Film eine Freigabe ab 16 bekommen hat. Man kann auf jeden Fall behaupten, dass der Film brutaler als Sin City ist, und der bekam eine Freigabe ab 18.

Toll ist auch, dass der Humor nicht zu kurz kommt: Vor alllem Rohrschach lässt einen durch seine zynische Art immer wieder schmunzeln. Anspielungen auf Dr. Seltsam auch. Und wenn eine Tasse gegen die Apartmenttür des Comedians fliegt und bei der Zahl 3001 die "1" zerschmettern lässt, fragt man sich ob das jetzt Absicht war oder nicht.

Ein Satz der mir gestern nach dem Kinogang einfiel ist übrigens: Watchmen wäre ein wunderschöner Film, wenn er nicht so grausam wäre. Grausam in Form seiner schonungslosen und expliziten Gewaltdarstellung und seiner düsteren Story. Schön aufgrund seiner detailverliebten, toll gemachten Sets, seiner wunderbaren Effekte, die riesiger Schauwert sind, sowie den perfekt ausgewählten Musikstücken. Von Bob Dylan, über Simon & Garfunkel bis zu Nenas 99 Luftballons (Kein Scherz!) und Mozarts Requiem passt die Musik nicht nur zu den gezeigten Bildern, sondern auch zur damaligen Zeit. dagegen tritt der Score von Tyler Bates etwas zurück, der hat zwar ein paar wirklich schöne Stücke, rutscht aber desöfteren auf die "Gleichgültigkeits-Schiene". Wenn Adrian Veidt am Schluss aber, ganz New York für den Weltfrieden auslöscht, kommt man selbts in einen Moralischen-Konflikt: Auf der einen Seite hat er nämlich recht, auf der anderen Seite mussten für den Weltfrieden nun 100.000 Menschen sterben. Und genau da sist es was Wacthmen ausmacht: Er macht einen nachdenklich. Eine philosophische Comicverfilmung mit moralischem Konflikt am Schluss gab es so noch nie und wird so auch niemehr zu sehen sein. Und somit kann ich zum Abschluss nur Zack Snyder zitieren:

"Unser Film verbeugt sich vor seinen Popkulturellen Wurzeln, macht sich gleichzeitig aber einen Spaß daraus, sie zu demontieren. Bei uns kriegt Batman keinen mehr hoch, Superman geht das Schicksal der Menschen am Arsch vorbei und der Schurke will den Weltfrieden. Die watchmen werden nicht das Ende von Superheldenfilmen einläuten. Sie treten dem Genre aber gehörig in den Hintern!"


Fazit: Watchmen ist, wie die Graphic Novel etwas bahnbrechendes in diesem Genre. Watchmen macht das, was sich niemand vorher traute zu tun und schuf somit einen einzigartigen Film mit toller Dramaturgie, der lange nachwirkt. Trotz der komplexen und schwierigen Story, den klugen Dialogen und wenig Action weiß der Film aber durchaus zu unterhalten. Snyder hat hiermit ein kleines Meisterwerk geschaffen, das leider den wenigsten "Normalkinogängern" und Mainstreamguckern gefallen wird. Ich fand den Film aber klasse, gebe aber wegen der etwas zu plakativ gezeigten Gewalt und der richtig schlecht gemachten Nase von Richard Nixon einen Punkt Abzug.

9/10

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

richtig gut waren auch die eingespielten Songs in der ersten halben stunde des Films hat irgendwie gepasst.

The Great Gonzo hat gesagt…

Hab ich ja geschrieben:

...sowie den perfekt ausgewählten Musikstücken. Von Bob Dylan, über Simon & Garfunkel bis zu Nenas 99 Luftballons (Kein Scherz!) und Mozarts Requiem passt die Musik nicht nur zu den gezeigten Bildern, sondern auch zur damaligen Zeit.

;-)